"Tour de Job(center)" mit Arbeitsuchenden direkt am Arbeitsplatz
In Thüringen gibt es auf der einen Seite zahlreiche unbesetzte Stellenangebote und auf der anderen haben wir gut ausgebildete Fachkräfte und Arbeitskräfte aus der Ukraine und anderen Ländern, die aus Ihrer Heimat aus verschiedensten Gründen geflohen sind und hier Schutz sowie Arbeit suchen.
Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage wäre also leicht auszugleichen, wären da nicht für diese ausländischen Arbeitskräfte zum einen erhebliche Berührungsängste, die unter anderem bedingt sind durch mangelnde deutsche Sprachkenntnisse, kulturelle Unterschiede sowie die Unwissenheit und Unsicherheit über den deutschen Arbeitsmarkt. Zudem sind die jeweiligen Abschlüsse und Berufsbilder der ausländischen Arbeitsuchenden nicht immer mit den deutschen Berufsbildern direkt vergleichbar.
In unserem Land gibt es weit über 450 Berufsbilder, bei denen sogar mancher Einheimische bei der Berufswahl den Überblick verliert und daher Beratung sowie Unterstützung benötigt. Es ist auch zu bedenken, viele sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Und was für uns selbstverständlich ist, ist es für Neuankömmlinge eben nicht. Im fremden Umfeld fehlt die Vorstellung, wo man im regionalen Raum die für sich passende Arbeit bekommen kann, wie komme ich dahin und, das Zünglein an der Waage, wie gehe ich in dem für mich fremden Umfeld bei der Bewerbung vor, was ist hier üblich? Für einen Neuling aus einem anderen Land und mit einer anderen Kultur nicht für jeden überbrückbar, trotz guter Ausbildung und Arbeitswillen. Um diese Lücke zu schließen, hat das Jobcenter Weimarer Land für Unternehmen, die einen hohen Arbeitskräftebedarf haben, dieser aber nicht gedeckt werden kann, das Projekt „Tour de Job(center)“ erfolgreich auf den Weg gebracht.
Die Hemmschwelle Kontakt mit einem Arbeitgeber aufzunehmen, so Roland Richter, Arbeitsvermittler im Jobcenter Weimarer Land und Teilnehmerbetreuer bei der Tour, ist bei ausländischen Bewerbern meist so hoch, dass auf einen bloßen Vermittlungsvorschlag wegen deren Unsicherheiten und Ängsten oft kein Kontakt mit dem Arbeitgeber aufgenommen wird.
Mit unserer Tour de Job(center) so Michael Leiprecht, Geschäftsführer des Jobcenter Weimarer Land, überbrücken wir dieses Hemmnis, indem wir für die interessierten Bewerber mit dem Arbeitgeber Termine zur Betriebsbesichtigung vereinbaren, diese mit Kleinbus oder gemeinsamer Nutzung ÖPNV zum Arbeitgeber bringen und auch begleiten. Zudem ist immer eine Sprachmittlerin mit dabei, was Vertrauen bei den ausländischen Bewerbern und Sicherheit beim Speeddating/Vorstellungsgespräch schafft.
Weiterhin entspricht diese enge assistierte Vermittlung den Gepflogenheiten, wie diese es aus ihren Heimatländern gewohnt sind, erklärt Roland Richter. Sofern zur Arbeitsaufnahme weitere Unterstützung erforderlich ist, schätzt Roland Richter den Vorteil, auf kurzem Weg Lösungen für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer schaffen zu können. Und auf der anderen Seite bekräftigt er, hat jeder Bewerber die Möglichkeit sich vor Ort ein Bild von der Tätigkeit und dem Arbeitgeber zu machen.
Bis dato war die Tour de Job bei drei Unternehmen mit insgesamt 35 Bewerbern unterwegs, die letzte am Freitag mit 18 Teilnehmern. Hier stehen individuelle Folgegespräche an. Dabei kamen teils mehr Bewerber zum Startpunkt der Tour als angemeldet. Das zeigt, dass diese Form der Vermittlung sich zügig bei den ausländischen Arbeitsuchenden herumspricht und Anklang findet. Natürlich wurden auch die Unangemeldeten zur Tour mitgenommen und für die Teilnehmer hatte es sich gelohnt. Zur Firma ReSales kamen 11 Teilnehmer. Vier erfreute Mitfahrer konnten bei der Firma ReSales mit einem Arbeitsvertrag in der Hand ihre Tour de Job abschließen.
Angespornt durch dieses positive Ergebnis sind aktuell weitere Touren de Job(center) geplant, morgen am 07.02.2024 geht es zur Wäscherei Böhm GmbH im Gewerbegebiet B87. Interessierte Arbeitgeber im Weimarer Land, die Bedarf an Arbeitskräften haben und das Modell der „Tour de Job(center)“ ebenfalls erproben bzw. nutzen wollen, wenden sich bitte an ihren Ansprechpartner im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter.